Unterkunft

Nach der Gründung des Kurpfälzer Vereins für Feuerwehrgeschichte Mannheim e.V. gab es zunächst viele Probleme, eine Unterkunft zu finden. Viele Versprechen wurden nicht gehalten.
Seit 2021 konnte vom Bund eine Liegenschaft gemietet werden.
Es handelt sich hierbei um die historische Wagenhalle in der ehemaligen Stemkaserne (früher Autobahnkaserne) in Mannheim-Suebenheim. Diese wurde zusammen mit einem Verwaltungsgebäude und zwei Autobahntankstellen in der Zeit des Autobahnbaus in den Dreißigerjahren errichtet. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei dieser Anlage um eine der ersten dieser Art handeln dürfte, steht sie auch unter Denkmalschutz. Ursprünglich gebaut wurden die Halle und das Verwaltungsgebäudes für die Straßenmeisterei der Reichsautobahn. Die Gebäude selbst wurden bundesweit ähnlich, teilweise sogar baugleich errichtet. Verwendet wurden aus wirtschaftlichen und architektonischen Gründen immer Baumaterialien, die aus der Nähe bzw. der Gegend stammten, so wurde „unsere“ Halle und das Verwaltungsgebäude ganz bewusst aus gebrannten Tonziegeln aus Ziegeleien im Großraum Mannheim erstellt. Der Ton entstammt somit kurpfälzischem Boden, die Ziegel tragen die typische gelbgraue Färbung. Der Architekt dieser Bauten war Paul Schmitthenner.
Die Wagenhalle selbst bestand aus drei Teilbereichen. Hinter den ersten vier Toren befanden sich die Stellplätze für die schweren Fahrzeuge der Straßenmeisterei. Hinter den nächsten beiden Toren war die Waschhalle zur Reinigung der Fahrzeuge angeordnet, von hier aus gab es auch eine direkte Verbindung zur Schmiede, die im hinteren Bereich des kleinen Tores eingerichtet war. Hinter dem kleinen Tor befand sich laut Plan der Stellplatz für ein „Dienstfahrzeug“, vermutlich also ein PKW oder Kleinbus. Ganz rechts war schließlich die Werkstatt mit Wartungsgrube zur Instandsetzung der Fahrzeuge angeordnet.
Nach dem Krieg übernahm die US-Army das gesamte Areal, die Tankstelle auf der Nordseite wurde ab sofort als Tankstelle für die Angehörigen des amerikanischen Militärs genutzt, das Verwaltungsgebäude und die Wagenhalle wurden militärisch eingezäunt und fortan als Wartungs- und Instandsetzungsstützpunkt für leichte und mittlere Kraftfahrzeuge genutzt. Es handelte sich dabei hauptsächlich um die legendären Willys MB, auch „Jeep“ genannt. In den Fünfzigerjahren wurde hier ebenfalls ein Stützpunkt für die „Highway-Patrol“, also die US-Autobahnpolizei eingerichtet. Die Highway-Patrol begleitete Transporte und Militärkolonnen, führte Fahrzeugkontrollen durch und nahm Unfälle unter Beteiligung von amerikanischen Staatsangehörigen auf. Die Arbeit unterschied sich nicht nennenswert von der der deutschen Autobahnpolizei, hatte aber immer einen Bezug zu den in Deutschland stationierten amerikanischen Truppen. Ende der Fünfzigerjahre wurde die Highway-Patrol aufgelöst. Im Laufe der Zeit danach wurde der Standort, der seit dem Einzug der Amerikaner zunächst als „Autobahn Kaserne“ bezeichnet wurde, mehr und mehr für die Nutzung durch die Militärpolizei und die Militärstaatsanwaltschaft ausgebaut.
Neue Gebäude wurde errichtet, unter anderem für das „Criminal Investigation Command“ und die Hundestaffel der Militärpolizei („K9-Unit“). Ein Theatergebäude („Roadside Theatre“), ein Kino speziell für weibliche Militärangehörige sowie eine Lagerhalle vervollständigten die Anlage. Die Kaserne selbst erhielt zunächst den Namen „Autobahn-Kaserne“, am 01. Oktober 1988 wurde sie zu Ehren von Brigadegeneral David H. Stem in „Stem Kaserne“ umbenannt. Stem war der Kommandeur des 2nd Regional Criminal Investigation Command Europe und starb bei einem Flugzeugabsturz im Jahre 1987. Das 2nd Regional Criminal Investigation Command Europe war die für alle strafrechtlichen Ermittlungen zuständige Militärbehörde in Europa. Von hier aus wurden die amerikanischen Ermittler in allen europäischen Ländern gesteuert.
Die Nutzung der Wagenhalle wechselte ebenfalls über die Jahre immer wieder. So befand sich in den Achtzigern und Neunzigern hier eine größere Einrichtung des „Army and Air Force Exchange Service“ (AAFES), welcher für die Versorgung der US-Truppen zuständig war. AAFES wartete und reparierte hier seine typisch amerikanischen Lieferwagen, auch „Step Van“ genannt. Unter anderem befand sich hier dann auch eine Werkstatt zur Reparatur von Getränke- und Snackautomaten. Die Halle wurde dazu mit Hilfe von verschiedenen Einbauten in einzelne Bereiche unterteilt, einen Eindruck davon kann man noch auf den Bildern unserer ersten Besuche im Gebäude bekommen.


Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen im Jahr 2009 ging das Areal zurück an die Bundesrepublik Deutschland. Das Gelände war seitdem geschlossen und sich selbst überlassen. Teilbereiche wie die aus den Achtzigern stammende Lagerhalle hinter der historischen Wagenhalle sowie einige Freiflächen wurden gewerblich vermietet, der Rest der Gebäude stand leer und verfiel zusehends. Im Jahr 2016 kam es schließlich zu einem Brand im ehemaligen Hauptquartier des CID, in der Folge wurden dann alle Gebäude bis auf die denkmalgeschützte Wagenhalle, das historische Verwaltungsgebäude, die Lagerhalle und das Gebäude der Hundestaffel abgerissen.
Wir selbst wurden bereits Ende 2018 auf das Gebäude aufmerksam und haben mit verschiedenen Nachforschungen zu den Hintergründen begonnen. Wir fanden schließlich heraus, dass das gesamte Areal Teil des Konversionsprozesses der Stadt Mannheim ist und nahmen im Rahmen einer Bürgerveranstaltung Kontakt mit den zuständigen Stellen auf. Nachdem wir dargestellt hatten, worum es uns ging und dass wir uns auch gerne beim Erhalt des historischen Gebäudes engagieren würden, erhielten wir schließlich die Unterstützung von den zuständigen Stellen bei der Stadt Mannheim. Die für die Konversion zuständige Abteilung innerhalb der Stadtplanung erkannte, dass durch unsere Nutzung des Gebäudes eine Chance bestand, dem weiteren Verfall entgegen zu wirken und die „soziale Kontrolle“ zurückzubekommen. Man brachte uns dann in Kontakt mit den zuständigen Personen beim aktuellen Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Auch hier sah man die Chance, die von einer Nutzung unsererseits für die Erhaltung des Gebäudes ausging und unterstützte unser Ansinnen.
Im Mai 2019 durften wir dann das Gebäude zum ersten Mal betreten und wurden schlagartig in einen Zustand zwischen Schock und Verwunderung versetzt. Das Gebäude war aufgrund der langen Nichtnutzung mittlerweile in einem ziemlich schlechten Zustand, unter anderem waren die Zugangstüren aufgebrochen und im Inneren hatten Buntmetalldiebstahl und Vandalismus gnadenlos zugeschlagen. Neben bunten, künstlerisch nicht besonders wertvollen Wandmalereien trafen wir auf größere illegale Müllablagerungen, unter anderem von Asbestzementplatten, sowie jede Menge teils heftig beschädigte Trockenbauwände aus Holz, Gipskarton und Dämmmaterial. Weiterhin war das Dach an einigen Stellen undicht und eindringende Feuchtigkeit hatte teils erhebliche Schäden hinterlassen. Auch die vorhandene Zwischendecke war an einigen Stellen stark beschädigt, später sollte sich herausstellen, dass dies allerdings noch aus Zeiten der Nutzung durch die US-Armee stammt und wohl Spuren einer nicht sachgemäßen Nutzung eines Gabelstaplers waren (auf gut deutsch: jemand hat beim Ausfahren des Hebebaumes nicht darauf geachtet, wann die Decke anfing).
Nachdem wir uns jedoch etwas gefangen hatten und es ja auch schließlich nicht das erste Mal war, dass wir uns mit scheinbar aussichtslosen Fällen beschäftigen mussten, trat das pullmanwerkstatttypische Krankheitsbild ein und uns war klar: „Das muss es werden!!“.
Wir sprachen dann mit den Zuständigen der BImA die nächsten Schritte ab, unter anderem musste vor einer Vermietung die Standsicherheit durch einen Sachverständigen geprüft werden. Wir durften aber zu diesem Zeitpunkt schon mit den ersten Arbeiten zur Entsorgung der Müllablagerungen sowie der defekten Trockenbauwände beginnen.
Weiterhin wurden die Zugänge sowie das Haupttor instandgesetzt. Ende 2019 standen wir dann zum ersten Mal kurz vor der Unterzeichnung eines Mietvertrages, was aufgrund verschiedener Formalitäten jedoch leider keinen Abschluss fand. Außerdem fielen die Untersuchungen durch das Sachverständigenbüro dann doch etwas aufwändiger aus. In Abstimmung mit der BImA hatten wir jedoch bereits mit den ersten Arbeiten zur Nutzbarmachung begonnen und konnten diese dann auch Schritt für Schritt vorantreiben. Eine ausführliche Berichterstattung über unser Wirken in den letzten zwei Jahren wird es in den nächsten Wochen hier an dieser Stelle geben. Eine der größten Herausforderungen war dabei die Wiederherstellung der Energieversorgung, da mit dem Abriss des ehemaligen CID-Gebäudes auch die Hauptstromversorgungsanlage vollständig entfernt wurde und das Gelände komplett stromlos war. Dazu später jedoch mehr.
Aktuell befinden wir uns immer noch bei den Renovierungsarbeiten, einzig die neue Pullmanwerkstatt ist bisher betriebsbereit, wenn auch noch nicht ganz fertig.
Für uns ist dieses Gebäude, auch wenn noch ein riesiger Haufen Arbeit darin steckt, ein riesiger Glücksfall, wir sind hier mit all unserem Hab und Gut in einer historisch äußerst reizvollen Umgebung sehr gut untergekommen.